Sonntag, 12. August 2012

Slowakisch und ich - eine Liebesgeschichte

Eigentlich wollte ich nie Slowakisch lernen. 

Die slawischen Sprachen an sich haben mich immer interessiert und ich wollte gerne Tschechisch, Slowenisch oder Russisch lernen. 

Meinen ersten Versuch mit einer slawischen Sprache startete ich im zarten Alter von vierzehn Jahren mit dem Slowenischen, da eine gute Freundin von mir zweisprachig mit Slowenisch und Deutsch war. Ich habe mir den passenden Kauderwelsch-Sprachführer gekauft, ihn durchgelesen war fasziniert von der Kompliziertheit dieser Sprache (so viele Fälle! Zweizahl!) und habe ihn demotiviert ins Bücherregal gestellt.

Den zweiten Versuch startete ich zirka drei Jahre später, motiviert von einer guten tschechischen Freundin, die es geschafft hatte, perfekt deutsch zu lernen. Beim Tschechischen scheiterte ich jedoch schon an der Aussprache von ř. Dann las ich ein paar Sprachführer und Grammatikbücher zum tschechischen und war schwer demotiviert. Das ganze klang noch komplizierter als das Slowenische, vor allem, da es im Tschechischen eine große Distanz zwischen Schriftsprache und Alltagssprache gibt. Man muss also quasi zwei Sprachen lernen, um wirklich Tschechisch zu »können«. 

Den dritten Versuch wagte ich knapp 2 Jahre später, als in meiner Uni Russisch als Wahlfach angeboten wurde. Die ersten beiden Semester waren sehr gemütlich, wir haben die Schrift und ein paar »Überlebensfloskeln« gelernt, doch dann ließ sich die russische Grammatik nicht mehr vermeiden und zusätzlich wurden wir noch mit einer anderen Gruppe zusammengelegt, die schon viel weiter fortgeschritten war. Im dritten Semester habe ich dann das Handtuch geworfen, da ich nichts mehr verstand. 

Und dann bin ich vor ein paar Monaten in der Buchhandlung meines Vertrauens über den Selbstlernkurs »Slowakisch für Kurzentschlossene« gestolpert und dachte mir: »Zwanzig Euro? Niveau A1? Da kann eigentlich nicht viel schief gehen.« Dazu kommt, dass ich ca. sechs mal im Jahr in Bratislava bin und mir die Stadt ans Herz gewachsen ist. Also war es viellecht doch sinnvoll, wenigstens ein paar Worte zu lernen. 

Und dann habe ich mit dem Selbstlernkurs begonnen und war beigeistert, sowohl vom Kurs als auch von der Sprache und schneller als gedacht, hatte ich den Kurs abgeschlossen und Slowakisch hatte sich einen Platz in meinen Herzen erobert.

Zusammenfassend kann man sagen ...

Weshalb ich eigentlich nicht Slowakisch lernen wollte:
  • Ich hielt es für unlernbar schwer wegen meiner anderen Erfahrungen mit slawischen Sprachen.
    Hat sich nicht bewahrheitet, slowakisch ist zwar kompliziert und »anders«, aber auch sehr regelmäßig und logisch - viel mehr als Slowenisch, Tschechisch und Russisch.
  • Ich dachte so eine Mini-Sprache brauche ich nicht.
    Ja, Slowakisch wird von nur sechs Millionen Menschen gesprochen, aber das »Ausland« in dem ich abgesehen von Deutschland am häufigsten bin, ist eindeutig die Slowakei. Also ist Slowakisch für mich die mit Abstand brauchbarste Fremdsprache.
  • Ich dachte, dass es keine guten Materialien gibt, um Slowakisch zu lernen.
    Das ist leider immer noch ein Problem für mich. Der Einstiegskurs bis Niveau A1 war einsame Spitze, aber mir einem weiterführenden Selbstlernkurs ist es schwierig. Es gibt nur zwei, und die sind beide meiner Meinung nach schlecht. Wie es jetzt genau mit meinem Slowakisch-Lernen weitergehen soll, weiß ich selbst noch nicht so genau, in der Zwischenzeit lerne ich mit Minitexten aus slowakischen Büchern.
Warum ich Slowakisch so toll finde: 
  • Slowakisch wird gesprochen, wie's geschrieben wird.
    Die Betonung liegt im Gegensatz zum Russischen, das eine freie und nicht in der Schrift gekennzeichnete Betonung hat immer auf der ersten Silbe. Lange Vokale werden im Gegensatz zum Slowenichen in der Schrift eindeutig gekennzeichnet. Es gibt im Gegensatz zum Russischen keine Vokalreduzierung. 
  • Slowakisch sieht hübsch aus.
    Ok, ich habe ein Faible für Diakritika, und da ist Slowakisch wahrlich ein Paradies, es kennt Á á, Ä ä, Č č, Ď ď, É é, Í í, Ĺ ĺ, Ľ ľ, Ň ň, Ó ó, Ô ô, Ŕ ŕ, Š š, Ť ť, Ú ú, Ý ý, Ž ž.
  • Slowakisch klingt wunderschön.
    Es vereint die klaren Voklale von Tschechisch oder Slowenisch mit dem weichen Klang von Russisch.
  • Slowakisch ist das ideale »Sprungbrett« zu anderen slawischen Sprachen.
    Slowakisch ist zwar eine westslawische Sprache, hat jedoch auch viele Gemeinsamkeiten mit südslawischen und ostslawischen Sprachen. 
  • Es gibt keine großen Unterschiede zwischen Schrift-Slowakisch und umgangsprachlichem Slowakisch. Man muss im Gegensatz zum Tschechischen wirklich nur eine Sprache lernen und Slowaken sprechen im Normalfall so, wie sie schreiben. 
  • Die Slowakei ist underschön und Slowaken freuen sich und sind unterstützend, wenn man Slowakisch lernen will und die eigenen magelhaften Sprachkenntissen an ihnen »ausprobiert«.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: 

SLOVENČINA, MILUJEM ŤA. 
SLOWAKISCH, ICH LIEBE DICH.

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